Time for Music

Es gibt wenige Komponisten mit Bedeutung im Bereich der Tanz- und Unterhaltungsmusik von internationalem Rang, die in ihrem Reisepass Deutschland als ihre Nationalität angeben.

Einer von Ihnen ist der Jubilar Werner Tautz, der am 09.12.2002 seinen 80. Geburtstag begeht.

Er hat es als einer der Wenigen geschafft, für alle Rundfunk-, Tanz- und Unterhaltungsorchester zu schreiben und diesen Klangkörpern für ihr Repertoire musikalische Perlen zu schenken.

Die Geschichte der Rundfunk-, Tanz- und Unterhaltungsorchester der Bundesrepublik Deutschland, zusammengefasst in der ARD, beginnt - wenn man zurückblickt auf die Gründung der Stationen - unmittelbar nach Kriegsende. Meistens nannten sich die Sender nach der Stadt, in denen die Funkhäuser nach Kriegseinwirkungen notdürftig zusammengebastelt standen.

Die hohe Kultur der Rundfunk-, Tanz- und Unterhaltungsorchester hat also ursprünglich etwas mit den Militärregierungen und deren in diesem Teil freundlichen Anweisungen für Klangkörperbildung zu tun.

Zum 80. Geburtstag von Werner Tautz erscheinen nun 25 Stücke, die an das swingende Spiel der Orchester erinnern.

Wenn man in alphabetischer Reihenfolge beginnt, ist als erster Klangkörper der Bayerische Rundfunk zu nennen. Ein Orchester, das nach Kriegsende gegründet wurde und bis Mitte der 60er Jahre bestand. Lange Jahre wurde es von Herbert Beckh geleitet, und in den letzten Jahren seines Bestehens erreichte das Orchester noch einmal Höchstform, vor allem unter der Stabführung von Delle Haensch (1960 - 1963).

Eine kleine Station war und ist Radio Bremen. Doch lange Zeit hatte das Orchester mit Cornelis op den Zieken einen Leader (1948 - 1982), der vor allem als Begleiter der beliebten Startourneen von Hoffmeister einen besonderen Ruf hatte, aber auch großen Ruhm im Fernsehen errang, als er die Rudi-Carell-Shows als Begleitband schmückte.

Der Hessische Rundfunk hatte in der Gründerzeit (1946) als Radio Frankfurt eine glückliche Hand mit Willy Berking, der gegen Ende des Krieges in Berlin bereits einer der populärsten deutschen Meister-Swinger war. Den "Frankfurter Wecker" im Radio, aber auch die großen Samstagabend-Shows mit Kuhlenkampf und vielen internationalen Stars begleitete dieses Orchester. Als Willy Berking sich 1972 vom Sender in den verdienten Ruhestand zurückzog, übernahm Heinz Schönberger dieses Orchester bis 1989. In der Zeit von 1960 bis 1978 dirigierte Reg Owen als ständiger Gast diese Formation in verschiedenen Besetzungen.

Der Norddeutsche Rundfunk pflegt auch heute noch seine Orchesterkultur. Alfred Hause war zuständig für das Tanz- und Unterhaltungsorchester (1947 - 1980) und erzielte weltweit große Erfolge, vor allem auch in Amerika und Japan. Für die Big Band war Franz Thon zuständig (1948 - 1980), der aber auch mit dem "TON" (Tanzorchester ohne Namen) hervorragende Swing- und Tanzmusik spielte. Das in seiner Tradition gegründete Orchester besteht heute noch als NDR-Bigband. Der NDR beschäftigte für besondere Aufgaben noch ein Studioorchester unter der Leitung von Rolf Kühn, der zu den wichtigsten deutschen international anerkannten Musikern gehört.

Erwin Lehn war der Gründer des berühmten Südfunk-Tanzorchesters im Jahre 1951. Ähnlich wie Willy Berking spielte er in vielen großen Fernsehshows und hatte auf den internationalen Bühnen der Jazz-Festivals große Erfolge. Erwin Lehn leitete sein Orchester bis 1991. Dieser Klangkörper existiert auch heute noch und wird von Gastdirigenten geleitet.

Die spektakuläre Verpflichtung des SWF von Kurt Edelhagen, der 1952 mit seiner Arbeit in Baden Baden begann, führte auch bald zur Mitwirkung bei den nun anlaufenden Tätigkeiten für das Fernsehen. Er blieb bis 1957 und wechselte dann zum WDR nach Köln. Eddie Sauter (USA) übernahm die Leitung, er wurde 1958 von Rolf-Hans Müller abgelöst, der das Orchester bis 1979 leitete.

In der geteilten Stadt Berlin gab es nach Auflösung des RBT-Orchesters das SFB-Tanzorchester, das vor der Gründung der Station schon für den NWDR arbeitete. Leiter war William Greihs (1954 - 1968). Weitere Dirigenten für Jazz und Unterhaltungsmusik waren u. a. Roland Kovac (1960 - 1962) und später Jerry van Rooyen.

Ihre größte Zeit hatte die Big Band unter der Leitung von Paul Kuhn (1968 - 1980) mit zahlreichen Live-Auftritten und Fernseh-Shows.

Im Saarländischen Rundfunk wirkte das Tanzorchester unter Manfred Minnich von 1955 - 1963, unter Eberhard Pokorny 1964 - 1984 und unter Wolfgang Kowatsch von 1984 - 1986.

Die größte Rundfunkanstalt der ARD, der WDR, hatte zeitweilig zwei Orchester, die viele Aufgaben bewältigten. Das Tanz- und Unterhaltungsorchester dirigierte Adalbert Luczkowski, das andere Orchester 1957 bis 1972 Kurt Edelhagen. Adalbert Luczkowski leitete das Orchester von 1947 bis 1965, Werner Müller das WDR-Tanzorchester von 1967 bis 1985.

Bleibt noch eine Rundfunkstation zu nennen: die von der amerikanischen Sektorverwaltung als RADIO IM AMERIKANISCHEN SEKTOR gegründete Rundfunkstation "RIAS". Dieser Sender war nie Mitglied der ARD, jedoch assoziiert. Es war eine Sensation, als sich auf RIAS-Wellen zum ersten mal das RIAS-Tanzorchester unter Werner Müller meldete. Sehr bald nach Gründung und dem Radio-Straßenfeger in ganz Deutschland am Montagabend, Schlager der Woche, folgten Tourneen für das Polydor-Label und unzählige Fernsehsendungen mit Musik, bei denen Werner Müller im Mittelpunkt stand. Nach dem Wechsel von Werner Müller zum WDR (1967) waren u.a. Günter Maier (1961 - 1969), Helmuth Brandenburg (1969 - 1973) und Horst Jankowski (1975 - 1994) Leiter dieses Orchesters. Vor allem Horst Jankowski schaffte es, das Orchester noch einmal zu einem international angesehenen Klangkörper zu machen.

Ado Schlier

Time for Music

There are few German composers who can boast an high international regard in the world of Dance Band and Light Music. One such man is Werner Tautz, who on 9th December 2002 celebrates his 80th Birthday. He is one of the very few who has managed to write for all the Radio Dance Orchestras of Germany, thereby adding many musical gems to the repertoire and archives of these Broadcasting organisations.

The history of the Radio Dance Orchestras of the Federal Republic of Germany, all under the auspices of the ARD, begins directly after the end of World War II. If one looks back to the time when the stations were founded, most were in cities suffering after-war effects. The high standard and culture of the Radio Dance Orchestras had much to do with the military governments and their original guidelines encouraging an educational aspect to all sound broadcasting.

For Werner Tautz's 80th Birthday 25 pieces are presented here, all of which demonstrate and are reminiscent of the swinging nature of these orchestras.

Listing each broadcaster alphabetically, Bayerische Rundfunk is the first contributor. This orchestra was established after the end of the war and existed until the mid 60s. For much of that time the Musical Director was Herbert Beckh, and in its last years the orchestra reached one of many high points under the direction of Delle Haensch (1960 - 1963).

Next, a small station: namely Radio Bremen. Despite its size, this orchestra was around for a long time led by Cornelis op den Zieken from 1948 to 1982. It had a special reputation providing musical accompaniement for the famous "Startourneen von Hoffmeister", but the orchestra also enjoyed fame on television regularly featuring in the Rudi Carell Show.

In its beginnings (1946), Hessiche Rundfunk as Radio Frankfurt had a very happy association with Willy Berking, who was already one of the most popular German Bandleaders in Berlin towards the end of the war. The orchestra was heard on the radio in "Frankfurter Wecker" and on television provided musical backing for the big Saturday evening shows with "Kuhlenkampf" and many international stars.

When Willy Berking left the station in 1972 for a well deserved retirement, Heinz Schönberger took over the orchestra until 1989. Also, between 1960 and 1978 Reg Owen was a regular guest-conductor for different ensembles made up from the main orchestra.

Norddeutsche Rundfunk still has its own orchestra today. Alfred Hause was responsible for the Dance Orchestra between 1947 and 1980, achieving huge successes worldwide especially in America and Japan. For the Big Band, between 1948 and 1980 the leader was Franz Thon. With this band and the "TON" ("Tanzorchester ohne Namen") (the Dance Orchestra without a Name) he created the most outstanding swing and dance music. The orchestra, established in its tradition, still exists today as the NDR Big Band. As well as these two, NDR employed another studio orchestra under the direction of Rolf Kühn. This was for special productions, and boasted many of Germany's internationally renowned musicians in its line-up.

Erwin Lehn was the originator of the famous Südfunk-Tanzorchester in 1951. Like Willy Berking he played for many big television shows and was highly successful on international stages of many jazz festivals. Erwin Lehn led his orchestra until 1991. Today, still very much in existence, it is directed by guest conductors.

The spectacular committment of Kurt Edelhagen to SWF (Südwestfunk) that began in Baden Baden in 1952 soon led to work in television, which at the time was just beginning. He remained until 1957, moving to WDR in Cologne (Westdeutscher Rundfunk). Eddie Sauter (USA) took over, being succeeded in 1958 by Rolf-Hans Müller, who continued as Musical Director until 1979.

In the divided city of Berlin, there was the "SFB-Tanzorchester" (Sender Freies Berlin), which before the foundation of the station already worked for NWDR, after the dissolution of the RBT Orchestras. The Musical Director was William Greihs (1954 - 1968). Other notable conductors for jazz and light music were Roland Kovac (1960 - 1962) and later Jerry van Rooyen. The Big Band enjoyed greatest success and popularity under the leadership of Paul Kuhn (1968 - 1980) with numerous live appearances and television shows.

At Saarländischer Rundfunk, the Dance Orchestra worked under Manfred Minnich from 1955 to 1963, under Eberhard Pokorny from 1964 to 1984 and under Wolfgang Kowatsch between 1984 and 1986.

The biggest radio institution of ARD, namely WDR, had two orchestras: the first one the Dance Orchestra was led by Adalbert Luczkowski, and the second by Kurt Edelhagen from 1957 to 1972. Luczkowski's period of leadership was from 1947 to 1965, and then in 1967 Werner Müller took over until 1985.

There remains only one other radio station to name: "RIAS". This was established by the American Sector administration and stood for "Radio in the American Sector". This station was never a member of ARD, but nevertheless had associations. It was a sensation when Werner Müller and the RIAS Dance Orchestra first hit the airwaves in the Monday evening blockbuster radio series "Schlager der Woche" (Hits of the Week). From this show RIAS had great success throughout Germany, taking the orchestra on tours for the Polydor record label and innumerable television shows, all with Werner Müller at the helm. When he left for WDR in 1967 Günter Maier, Müller's assistant from 1961 filled in until 1969, when Helmuth Brandenburg took over until 1973. Then, in 1975, Horst Jankowski became Musical Director a post he held until 1994. Under Jankowski's leadership, the orchestra became internationally renowned once again.

Ado Schlier